NEWS - DVF Hessen/Rheinland-Pfalz

  • 02.03.2021 Stammtisch / Programm 

    Programm: 29.03.2021

    • Der DVF-Fotostammtisch wendet sich an alle Fotografieinteressierte, die miteinander ins Gespräch kommen, voneinander lernen und sich informieren wollen. Das Mitmachen und das Engagement für den Stammtisch soll im Mittelpunkt dieser neuen Veranstaltung stehen. Daher wird sich die Programmgestaltung im Zuge der Stammtischveranstaltungen entwickeln. Beginnen wollen wir mit Vorstellungen der Teilnehmer und kleineren Beiträgen zur Fotografie, Büchern Ausstellungen und begleitenden Themen. Der DVF-Fotostammtisch soll eine online Zoomveranstaltung sein, um Interessenten unabhängig von ihrem Wohnort ansprechen zu können.






    • >> Pinboard: Andreas Perlick, Saul Leiter Pionier der Farbe, seine Bilder zeigen eine von malerischen Qualitäten erfüllte Bildsprache

    • https://www.pc-magazin.de/news/saul-leiter-retrospektive-ein-pionier-der-farbe-1232640.html

    • https://wien.orf.at/v2/radio/stories/2568307/
    >> Pinboard: Hannelore und Joachim Bliemeister beantworten Fragen zum Jahrbuch.  / Wie geht es weiter? / Vorstellungen und Ideen / Zeitpläne für die Umsetzung / usw. 

    >> Pinboard:: Fritzemeier, Ernst  
    Luminar AI ist mit dem jüngsten Release bzgl. der Reflektionen auf spiegelnden Oberflächen von nachträglich eingefügten Himmeln verbessert worden. Um das zu testen, habe ich einen Screenshot von einem dazu geeigneten Bild aus 500px genommen und einen dramatischen Himmel eingefügt. Den Vergleich vorher / nachher seht Ihr im Anhang. Das könnte man dem Stammtisch auch mal zeigen. Oder am 05.04. 

    >> „Büchse der Pandora“   Olympus Objektive zum verschenken!  

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    • >> Stammtisch-Teilnehmer stellen sich vor:

    Hannelore und Joachim Bliemeister 

    (Ersatz: Ralf Keil) 



    >> Vortrag  Klaus Klein  

    Von der Einsamkeit mit dem Treidelpferd entlang der Telegraph-Road über den Sentiero Glaciologico zur „Hinterbildgeschichte“
    Gedanken und Erfahrungen zu kreaktiven Wegen

    Henri Matisse sagte: “Kreativität fängt mit dem Wort ANDERS an.”
    Markus Lüpertz konfrontiert seine Studenten mit der Erkenntnis: „Alle Bilder sind schon gemalt“

    Der Begriff „kreativ“ ist in aller Munde jeder strebt nach kreativer Freizeit, Spielzüge beim Fußball sind ohne Erfolg, wenn sie nicht kreativ sind und wie oft werden wir mit den Worten: „Lassen sich was einfallen. Sind doch mal kreativ“ zur Lösung jedweder Probleme aufgefordert.

    Was ist Kreativität in der Kunst? Nach Matisse musst du anders sein. Aber wie soll das gelingen, wenn Lüpertz weiß, dass alle Bilder schon gemalt sind.
    Selbstmotivation bildet das Fundament.

    Meine Erfahrung ist: Aus Kreativität wird Kunst, wenn sie in einem Schaffensprozess mündet. Das weit mehr als der handwerkliche Teil des Zeichnens und Malens, bildhauerischen Arbeit an einem Holzklotz oder Steinblock. Vor vielen Jahren habe ich die Worte kreativ und aktiv zu kreaktiv ineinander geschachtelt. Sehr viele Menschen übersehen das zweite k und grüßen kreativ zurück. Das Zusammenwirken von Begabung, Erkennen, Willen und Machen ist extrem komplex. Kinder leben die genetisch bedingte Eigenschaft die mit Begeisterung. Mit dem Älterwerden in der leistungs- und vor allem geldorientierten Gesellschaft verschütten wir diese allzu oft unter Alltäglichem. Mut und Leidenschaft sind der leichtere Teil, seine Fähigkeiten zu fördern. Lernen und Ausdauer fordern einen hohen Eigenanspruch. Hat man auch diese Etappe – die eigentlich nie endet – durchlaufen, verliert das Ziel des kommerziellen Erfolgs seine weit überschätzte Bedeutung. Die ehrliche Überzeugung, dass man sich selbst ein gutes Stück nähergekommen ist und Kopf und Herz eine stabile Verbindung haben, formen das Fundament der Selbstmotivation. Ehrliche Bilder sind anders als alle schon gemalten.
    Sensibilität und Offenheit sind Antennen für die Inspiration –
    oder gibt es ein Thema bzw. schon einen Titel.

    Vor Jahren hatten wir in unserem Malverein angefangen die Jahresausstellung mit einer Themawand anzureichern. Einsamkeit war ausgewählt worden. Nach Duden das subjektive Gefühl, dass die vorhandenen sozialen Beziehungen und Kontakte nicht die gewünschte Qualität haben. Aber das ist ja alles schon gemalt, geschnitzt und geklopft. Ich suche ich nach der „anderen“ Einsamkeit“ und fange an mit den Silben zu spielen -„Ein sam-keit > Eins-am-keit > 1 AM KEIT“ ein Bild zum Thema das so noch nicht gemalt worden ist. „Was hat‘n das mit Einsamkeit zu tun?“ fragen meine Künstlerkolleg*innen. „Kannst du nicht lesen“ frage ich. Der Betrachter braucht das Auge für die hier um Ecke gedachte Geschichte im Bild.
    Meine eigene Geschichte ist die Idee, mich das Thema abseits vom Mainstream abzubilden

    „Laubholzarbeiten“ heißt meine Werkreihe auf Flugzeugsperrholz. Der Struktur des Birkenfurniers folgend verdichtet die zwanglose Wahrnehmung die Linien zur Zeichnung - zum Motiv. Das Intuitive geht fließend in die kraektiv gesteuerte Komposition über. Ich betrachte das Ergebnis und bin überzeugt: Diese Furnierplatte wollte unbedingt ein Pferd werden und durch das gekippte Atelierfenster höre ich wie die beiden Pferde des Nachbarn von der Weide zurückgebracht werden… Ich kann mich nicht erinnern, ob sie während der Arbeit zur Weide geführt wurden…?
    Monate danach ich sitze an meinem Arbeitstisch und fühle mich erleichtert weil RHEIN!ROMANTIK? weitergeht - wir ziehen das durch. Beim Verlassen des Ateliers streift mein Blick den an die Wand gelehnten Pferdekopf. Er heißt jetzt Treidelpferd.

    Musik ist in meinem Atelier mehr als akustischer Hintergrund. Für meine Ausstellung bei einem Immobilienhändler in Bingen fehlt mir noch ein Werk. Ich schiebe die CD „Love over Gold“ von den Dire Straits in den Player nippe am Rotweinund höre ich zum x-ten Mal das minutenlange Intro von Telegraph Road. Ich versuche die Texte im Booklet mitzulesen und blicke auf eine staubige Straße, die entlang einer endlosen Reihe von Telegraphenmasten in die Berge führt.

    Knopfler beginnt mit den Worten“ Vor einer langen Zeit kam ein Mann einen Pfad entlang.“ Ein paar Zeilen später: „Machte er sich ein Zuhause in der Wildnis…“. Schnell sind zwei bespannte Keilrahmen verbunden, grobes Sackleinen draufgeklebt und mit Acrylspachtel und –farbe eine Landschaft strukturiert. Am Horizont die Berge und im Mittelgrund die Telegrafenmasten mit Silberband verbunden. Aus der linken Bildtafel windet sich die Road dem Betrachter entgegen. Zwei Edelstahldrähte symbolisieren die Trasse.

    Heute ist Telegraph Road der Highway 24 und eine wichtige Nord-Süd-Durchgangsstraße in Michigan. Sie ist eine Metapher für den raschen Fortschritt Amerikas und die Zerstörung der Träume insbesondere durch die Arbeitslosigkeit.
    „1 am Keit“ und „Telegraph Road“ habe schnell neue Liebhaber gefunden – Menschen, meine Geschichten in und hinter den Bildern hören und lesen. Anstelle ein Buch nach der Lektüre ins Regal zu stellen, hängen sie sich ein Bild an die Wand – und lesen immer wieder neue Geschichten.
    Der Prozess zum fertigen Werk ist komplex.

    Sommer 2018 Martelltal – Südtirol, Mittagsrast am Höhenferner, 2.996 m ü. NN, Temperatur fast 30 °. Ich sitze auf einem Stein und betrachte das Schneefeld, das vom Höhenferner übriggeblieben ist. Das stetig rinnende Schmelzwasser sammelt sich in einer Senke bevor es rauschend dem Plima Bach zufließt. Die mächtigen Seitenmoränen zeugen beeindruckend von der zerflossenen Größe des Ferners. Dahinter bauen sich Cevedale, Zufalls- und Königspitze auf – noch mit ihren Gletscherfeldern. Der Wirt der Zufallshütte erzählt: „Dieses Jahr fließt rund drei Mal mehr Wasser von den Gletschern ab als in einem Winter wieder zuwächst“ – Klimawandel, Erderwärmung…Ist das ein Bildthema? – Ja!

    Es großes Format – ein Triptychon 3 x 100 x 100. Den Eingriff in die Natur muss man fühlen – scharfe Kanten der freigelegten Steine. Gerissener Karton, zerkleinerter Kork, Tonkrümel und Acrylharz sind das Material der Struktur. Warmbraune Acrylfarben stehen im starken Kontrast zu kalten blauen. Wolken verdunkeln den leuchtenden Sommerhimmel. Der Wasserspiegel verdoppelt die Dramatik des alpinen Motivs.
    Ein Steinmann, am Weg fotografiert bekommt, einen prominenten Platz auf der rechten Bildtafel. Sein “Hut“ sitzt auf den schiefen Schultern. Die Figur stützt sich schwer auf einen nicht sichtbaren Stock. Die Hilflosigkeit beim Anblick „seiner“ bedrohten Bergwelt ist bedrückend. Die kopfüber am kippenden Holzpflock hängende fast unleserliche Wegetafel ist Lesezeichen der drohenden Katastrophe.
    Ist es Warnung oder Arroganz, wenn die Menschheit als (Mit-)Verursacher des Klimawandels die katastrophalen Folgen ihres Tuns als Lehrpfad zu präsentiert?
    Das Triptychon wird im kommenden September in einer internationalen Ausstellung in Zagreb präsentiert.
    Resümee
    Selbstmotivation, Ehrlichkeit, Leidenschaft und Ausdauer sin die Treibmittel einer künstlerischen Entwicklung vom Abmalen (oder knipsen) zum Abbilden in Sinne von „bildlich darstellen“
    „Ein schönes Bild“ ist tröstliches Lob. „Das habe ich so (noch nicht) gesehen ist aufmerksames Interesse und Anerkennung.
    Klaus Klein